
- Frau Weber, wie sind Sie zur Kunst gekommen?
Ich glaube, ich war schon immer dort – nur habe ich den Weg lange nicht gehen dürfen. Als Kind wollte ich Malerin werden, aber mein Leben verlief anders. Erst die Fotografie hat mir ein erstes Fenster geöffnet, aber richtig frei wurde ich erst mit der Malerei – als ich begonnen habe, mich aus allem zu lösen, was mir nicht entsprach.
- Was bedeutet Kunst für Sie – persönlich?
Kunst ist mein Ausdrucksmittel. Es ist das, was ich nicht sagen kann. In der Malerei finde ich das, was in mir schwebt, brennt, fragt. Es ist ein Raum, in dem ich atmen kann, ohne jemandem gefallen zu müssen.
- Ihre Arbeiten wirken sehr symbolisch und intuitiv. Wie entstehen sie?
Ich plane sie nicht. Ich beginne – oft mit einem Gefühl oder einer Bewegung – und dann entwickelt sich das Bild. Es ist wie ein innerer Dialog. Die Motive kommen aus dem Unbewussten: Erinnerungen, Träume, Begegnungen. Ich male nicht, um etwas zu erklären – ich male, um etwas sichtbar zu machen.
- Welche Themen ziehen sich durch Ihre Arbeiten?
Es geht oft um innere Prozesse: Schutz und Verletzlichkeit, Sehnsucht, Transformation, Nähe, Identität. Auch Stille spielt eine große Rolle. Viele meiner Figuren wirken fragil – aber sie halten trotzdem etwas. Vielleicht sich selbst.
- Sie haben auch fotografiert. Was unterscheidet für Sie Fotografie und Malerei?
Die Fotografie war mein erstes Werkzeug, um auf die Welt zu schauen. Ich habe viel Architektur fotografiert – Strukturen, Linien, Räume. Die Malerei aber kommt von innen. Sie ist nicht das, was ich sehe – sie ist das, was ich fühle, oft ohne es zu verstehen.
- Was hat Sie geprägt – menschlich, künstlerisch?
Das Leben. Meine Töchter. Die Erfahrung, lange etwas zu tun, das nicht meinem Wesen entsprach – und dann der langsame Weg zurück zu mir. Auch Begegnungen mit Menschen, die etwas in mir berührt haben. Und der Mut, irgendwann nicht mehr wegzulaufen.
- Wie sehen Sie Ihre Kunst in der heutigen Zeit?
Ich glaube, dass wir Räume brauchen, in denen nicht alles sofort erklärbar ist. Meine Kunst ist kein Statement, sondern ein Spiegel. Sie ist nicht laut – aber sie will etwas halten, was sonst verloren geht: innere Bewegung, seelische Tiefe, stille Wahrheiten.
- Gibt es ein Bild, das für Sie besonders wichtig ist?
Ja. Es gibt mehrere – aber oft ist es das Bild, das genau dann entsteht, wenn ich emotional am tiefsten Punkt bin. Dann ist da plötzlich etwas auf der Leinwand, das mich anschaut. Und ich erkenne: Ich bin nicht allein.